Mindelo / Sao Vicente bis Barbados bzw. Grenada 18.11. bis 1.12.2023
Wann beginnt eine Reise? Im Kopf häufig schon Jahre vorher – die Idee, über den Atlantik zu segeln, tauchte immer mal auf. Bekannte und Freunde hatten es schon gemacht – die Kommentare waren von überwältigend bis hin zu das kann ganz schön langweilig werden.
Meine Reise begann im August 2022, als ich mit der vorigen Verano um die Azoren herum segelte. Es war schon klar, dass das Schiff verkauft werden würde. Der Skipper Hasko und ich witzelten, sollte es ein neues Schiff geben, gehen wir damit über den Atlantik in die Karibik.
Und dann gab es ein neues Schiff – im Sommer 2023 wurde eine Baltic 64 erworben, über 30 Jahre alt. Seglerisch in einem guten Zustand, allerdings mit einigen Baustellen, die uns auch auf der Überfahrt später noch zu schaffen machten. Im Vorfeld wurde sowohl in Barcelona als auch in einer weiteren Werft schon sehr vieles überarbeitet, neu gerichtet und besorgt, um das Schiff, das drei Jahre nicht gesegelt wurde, hochseefähig zu machen.
Der Törnplan wurde geschrieben, die ersten längeren Schläge waren von Portimao bis zu den Kanaren und von den Kanaren zu den Kapverden – von dort sollte es losgehen über den Atlantik. Unsere Crew bestand aus fünf Leuten, vier Männern und mir. Wir trafen alle schon zwei /drei Tage vor Ablegen ein und konnten die Zeit nutzen, noch einiges am Schiff zu erledigen und die Vorräte zu bunkern. Auch wurde Starlink installiert😉 Axel zeigte sich wie schon auf den Azoren als versierter Koch, der sowohl bei jedem Wetter unter Deck hantieren kann, als auch wunderbare Gerichte bereitet. Hasko als Skipper, Markus als Wachführer für den zweiten Trupp und als technisch hochinteressierter Mensch mit einem Wetter Routing aufgeschlagen, das uns letztendlich eine schöne Überfahrt ermöglichte.
Meine Aufgabe war es, im Vorfeld die medizinische Ausrüstung des Schiffes zu bestimmen und zu besorgen, so dass wir für die meisten Notfälle gut vorbereitet waren.
Wir starteten am 18 November von Mindelo.
Die Routine im Tagesablauf gelang schnell…. Segelmanöver wurden gemeinsam geleistet, Axel kochte , der Skipper Hasko und Markus holten die Wetterdaten und bestimmten die Route. Dann gibt es ja noch die nicht so beliebten Aufgaben wie Abwaschen, was meistens von mir und Ottmar, dem fünften an Bord, erledigt wurde. Unter anderem bin ich in diese Position gegangen, da ich bei den anfallenden zeitaufwändigen Reparaturen weniger hilfreich sein konnte, allerdings war Ottmar als gelernter Tischler immer dabei😉
Die nächtlichen Wachen haben mich, bei aller vorherigen Sorge um Schlafmangel, völlig begeistert!! Der Himmel, frei von Lichtverschmutzung, bot Sternenbilder und wir hatten Vollmond🙃. Die Sonnenaufgänge verhießen immer wieder aufs neue einen schönen Tag, die Sonnenuntergänge waren phantastisch!
Unser Wetterrouting hat uns 330 sm mehr an Strecke beschert, wir sind in den Süden bis zum 8. Breitengrad! Dadurch hatten wir durchgehend Wind und konnten immer segeln!
Das Groß war immer oben – Mal hatten wir die zwei Vorsegel ( Kuttertakelung) auf dem gleichen Bug, Mal wurden sie ausgebaumt als Schmetterling gefahren, zeitweise war der Code Zero oben….. Wir hatten im Schnitt über die lange Strecke 7,5 Knoten, manchmal sind wir mit 4 gedümpelt, manchmal kamen wir an die 11🙃.
Unterwegs hatten wir schon nach 10 Tagen trotz sparsamem Verbrauch kein Frischwasser mehr ( und der watermaker funktionierte leider nicht), aber es ist auch möglich, mit Salzwasser abzuwaschen und damit die sowieso Richtung Katzenwäsche gehende Körperpflege durchzuführen.
Schwieriger war ein Batterieverlust, der dazu führte, dass wir die über den Generator erzeugte Elektrizität sehr bewusst einsetzen mussten…. Aber trotz dieser ( und anderer) Baustellen sind wir heil angekommen.
Ich neige dazu, denen Recht zu geben, die sagen, diese Überfahrt ist großartig!! Langeweile gab es wirklich nicht, erstens gibt es an Bord immer etwas zu tun und Diskussionen über Gott und die Welt sind bei 5 Menschen unvermeidbar😉 …und ein bisschen Lesestoff passt in jeden Seesack.
Am 1.12. haben wir gegen Mittag die von uns gedachte Ziellinie bei Barbados erreicht, nach insgesamt 13 Tagen und 25 Minuten 💪
Eine tolle Überfahrt mit einer sehr guten Crew!!!
-Anja Westendarp
Atlantiküberquerung:
Tag 12
7:47 Uhr am Morgen, Land in Sicht! Barbados ist am Horizont zu sehen.
Reise von Mindelo Capo Verde nach Grenada:
Tag 1
Nach Tagen der Vorbereitungen, des ein.-um.-aus.- und wieder wegräumen ging es also am 18.11. los. Die Crew Anja, Axel, Ottmar, Hasko und Markus erledigten die noch anstehenden Restarbeiten und ein weiterer Einkauf mit den frischen Lebensmitteln musste auch noch erledigt werden. Um 13:35 Uhr hieß es dann Leinen los, ein schöner Moment. Die letzten Fotos und Videos wurden erstellt und ganz schnell noch das Mobilfunknetz genutzt, für einen Anruf in der Heimat.
Ein schöner Wind mit 3 Beaufort ließ, die Verano entspannt in den ersten Abend segeln. Die Kapverden verschwanden am Horizont und es ging in die erste Nacht bei der uns eine Schule Delfine begleitet hat. Bei dem einen oder anderen Crewmitglied schlich sich ein Hauch Seekrankheit ein, aber bereits am Morgen waren allen die Seebeine wieder gewachsen und die Crew topfit. Nach einer ersten Nacht unter Groß und Genua wurde am frühen Morgen der Code 0 gesetzt und Verano IV pflügt mit Geschwindigkeiten bis zu 10 Knoten durch den Atlantik, Kurs Westen. Ein Segeltag, der einfach unbeschreiblich ist.